Das wohl beliebteste Treppenmodell ist die Spindeltreppe. Während die Optik sicherlich sehr ansprechend ist, sollte bei der Planung berücksichtigt werden, dass der nutzbare Gehbereich zwischen Spindel und Geländer relativ eng ist, auch im Hinblick auf den Transport von Möbeln. Dies soll an Abbildung 2-9 erklärt werden.

Nehmen wir eine beispielhafte Spindeltreppe mit einem Durchmesser von 1,20 m. Wird die mittlere Stütze, die so genannte Spindel, mit ca. 16 cm abgezogen, genauso wie ca. 4 cm des Randes, an dem das Geländer der Treppe befestigt wird, so ist der freie Gehbereich zwischen Spindel und Geländer nur noch 48 cm.

Skizze Spindeltreppe mit 12 Stufen, das Ausstiegspodest oben ist nicht zu sehen

Hinzu kommt, dass der innere Bereich direkt an der Spindel bei Spindeltreppen sehr schwer zu begehen ist, da hier die Stufen sehr eng übereinander liegen. Hier gilt also besonders: Je größer der Durchmesser der Spindeltreppe ist, umso besser. Ein Durchmesser von 1,20 m ist schon die untere Grenze. Ein Durchmesser von 1,40 m ist schon besser. Ab einem Durchmesser von 1,60 m wird es dann schon richtig komfortabel. Eine Besonderheit bei Spindeltreppen ist, dass der Ausstieg oben zumeist durch ein Podest (Standardpodest meist 60°) erfolgt (Abbildung 2-10).

Die Planung einer solchen Treppe beinhaltet in diesem Zusammenhang einige Tücken, da abhängig vom Durchmesser der Treppe und Geschosshöhe der Einstiegsort direkt vom Ausstiegsort bzw. der Anordnung des Ausstiegspodestes abhängt und umgekehrt, und nur geringe Variationsmöglichkeiten existieren. Aber darauf gehen wir ausführlicher im Kapitel 4.3 ein.

Um nun eine vernünftige Planung und Auswahl zu treffen, ist eine zusätzliche minimale Begriffserklärung rund um Treppen zwingend erforderlich. Dies soll im folgenden Kapitel durchgeführt werden.

Eine Spindeltreppe ist schon etwas Besonderes. Sie gibt einem Raum einen ganz anderes Flair. Auch der Platzbedarf im Verhältnis ist gar nicht so groß. Der Preis liegt gewöhnlich ein wenig höher als bei Holm- oder Wangentreppen.

Aber was ist alles zu berücksichtigen, um die richtige Spindeltreppe auszusuchen?

Gerade bei Spindeltreppen ist es erst einmal wichtig, den gewünschten Durchmesser zu ermitteln. Dieser hängt direkt mit der möglichen Deckenöffnung zusammen. Somit ist die Deckenöffnung eine der entscheidenden Planungsgrößen.

wo soll bloß das Loch hin

Deckenöffnung

Wenn es z.B. auf den Dachboden hoch geht, dann gibt es meistens Probleme, weil der Abstand der Dachbalken wie in Kapitel 4.2.2 beschrieben, zumeist so zwischen 60 und 80 cm liegt. Das reicht für eine Spindeltreppe einfach nicht. In so einem Fall ist ein so genannter und auch schon in Kapitel 4.2.2 beschriebener „Wechsel“ eine Lösung.

Entsprechend der DIN ist eine Fingerfreiheit des Geländers von mindestens 5 cm erforderlich. Wird die Treppe zentral ins Loch gestellt, so ist eine Treppenlochgröße von mindestens ca. 10 cm im Durchmesser größer als der Durchmesser der Treppe erforderlich. Dies soll im Detail beleuchtet werden.

Ist der Durchmesser der Spindeltreppe 140 cm, so ist der ideale Durchmesser für die Deckenöffnung 150 cm. Entsprechend ist bei quadratischer Deckenöffnung das erforderliche Maß 150 cm x 150 cm.

Was mache ich aber, wenn mein Deckenloch für die gewünschte Treppe zu klein ist?

Sie haben es wahrscheinlich schon geahnt. Es gibt auch hier (Not-) Lösungen. Um aber eine (Not-) Lösung selbst entwickeln zu können muss das eben erwähnte richtig verstanden werden, daher hier noch einmal im Detail: Idealerweise wird die Spindeltreppe zentral in ein Loch gestellt. In unserem Beispiel in der Abbildung ist die Deckenöffnung gleich groß wie der Außendurchmesser der Treppe. In diesem Fall berührt der Handlauf der Spindeltreppe, auch wenn die Treppe frei im Raum aufgestellt wird, zumindest beim Deckendurchbruch bzw. der Deckenöffnung die Wand.

Handlauf berührt die Wand

Hier muss mindestens ein Abstand von ca. 5 cm eingehalten werden, damit die Hand ohne Absetzen am Handlauf entlang gleiten kann.

Wird also die Spindeltreppe zentral im Deckenloch aufgestellt, ist zu empfehlen, den Radius des Deckenloches 5 cm größer als den Radius der Treppe zu wählen, Entsprechend sollte der Durchmesser der Spindeltreppe also 10 cm größer sein als der Durchmesser der Treppe.

Deckendurchbruch

Was ist aber zu tun, wenn die Deckenöffnung absolut nicht größer als der gewünschte Treppendurchmesser ausgeschnitten werden kann oder sogar ein klein wenig kleiner ist? Entgegen der DIN stellen einige die Treppe trotzdem zentral auf und nehmen in Kauf, dass der Handlauf halt an der Deckendurchbruchstelle die Wand berührt, mit der Folge, dass dort die Hand immer vom Handlauf abgesetzt werden muss, was aber häufig vergessen wird, autsch! Das kann ich absolut nicht empfehlen.

Die andere sicherlich bessere Lösung liegt darin, dass die Treppe nicht ganz zentral aufstellt wird. In dem aufgezeigten Beispiel würden schon 5 cm, die die Treppe dezentral aufgestellt wird reichen.

Dezentral

Die Folge ist, dass die Ränder der ersten Stufen unter der Decke platziert sind. Der Aufstieg wird bei ausreichender Deckenhöhe in kleinster Weise beeinträchtigt. Wenn dann noch das Podest der spezifischen Deckenöffnung angepasst wird, kann auch mit einer geringen Deckenöffnung ein relativ großer Treppendurchmesser realisiert werden.

Wichtig ist noch, dass bei Dachschrägen zusätzlich auf eine ausreichende Stehhöhe sowohl über dem Podest als auch über den Stufen geachtet werden sollte, was für jede Art Treppe gilt.

An- und Austritt

Die Anordnung von An- und Austritt einer Spindeltreppe bereitet wohl das größte Kopfzerbrechen bei der Planung. Die Wunschvorstellungen sind nicht immer vollständig zu erfüllen. Um eine notwendige Auftrittstiefe der Treppenstufe zu gewährleisten, ist ein bestimmter Mindestwinkel pro Stufe erforderlich.

Im Beispiel ist der Verlauf einer Spindeltreppe abgebildet, die einen fest vorgegebenen Stufenwinkel von 30° pro Stufe besitzt.

Bei z.B. 12 Stufen liegen An- und Austritt direkt übereinander 12 Stufen x 30° = 360° + 60° für das Podest. In diesem Beispiel mit 12 Stufen kann eine Geschosshöhenspanne von 255 – 274 cm überwunden werden.

Ist die Geschosshöhe größer, also in diesem Fall größer als 274 cm, ist eine weitere Stufe erforderlich, so dass sich der Ausstieg um 30° verschiebt. Eine andere Art der Variation bezüglich Einstieg und Ausstieg ist leider nicht möglich.

Ein klein wenig anders sieht es bei Spindeltreppen aus, die eine Variation des Drehwinkels erlauben. Z.B. wenn ein Drehwinkel pro Stufe variabel von 20° und 28° einstellbar ist. 8° Differenz hört sich zunächst nicht viel an, aber bei 12 Stufen bedeutet das eine Drehwinkelspanne von 240° + 60° Podest bis 336° + 60° Podest. Es ist also möglich, den Einstiegs- bzw. Ausstiegsort um maximal 90° zu verändern. Kombiniert mit der Variationsmöglichkeit der Laufrichtung der Spindeltreppe reicht dies meistens aus, um die individuellen Wünsche zu erfüllen.